Kritik und Leidenschaft
Eine Einführung in die kritische Theorie
Kritische Theorie ist tot, doch dabei so lebendig wie nie. Das Frankfurter Institut für Sozialforschung, dessen Vorsitz Horkheimer Jahrzehnte inne hatte und an dem Adorno unterrichtete, feierte dieses Jahr hundertjähriges Bestehen und das Feuilleton feierte mit. Außerdem gab der Suhrkamp-Verlag eine Schmuckausgabe der „Dialektik der Aufklärung“ heraus. Warum dies einerseits recht schön ist und andrerseits sehr problematisch, soll u. a. der Vortrag klären.
Da die kritische Theorie keine Theorie im traditionellen Sinne ist, die eine geschlossene Idee formuliert, ist es oft schwierig einen Zugang zu ihr zu finden. Sie ist eben keine Schule, wie der Ausdruck „Frankfurter Schule“ suggeriert, und besteht nicht aus einem festen Gedankengebäude. Vielmehr gleichen ihre Texte verschiedenen Bruchstücken, die zusammen ein wahres Labyrinth ergeben. Um sich in diesem Literaturlabyrinth einigermaßen zurecht zu finden, bedarf es eines Zugangs und eines Ariadnefadens, der einem den Weg durch die ganzen Fragmente der kritischen Theorie weist.
Diese Orientierung soll der Vortrag vermitteln. Die eigenen Leidenschaften sollen dabei den Zugang zu den Texten der kritischen Theoretiker bilden und durch das Labyrinth der Kritik leiten, um von der Eiswüste der theoretischen Vergangenheit – der älteren kritischen Theorie – zur konkreten Kritik der Gegenwart zu gelangen. Frei nach dem Motto von Marx:
Die Kritik ist keine Leidenschaft des Kopfs,
sie ist der Kopf der Leidenschaft.