Frauen öffentlich für Transgressionen gegen das Patriarchat und seine Zurichtungen zu bestrafen, ist fester Bestandteil kultureller und politischer Praxis. Seien es Hexenprozesse, öffentliches Haarescheren von deutschen Frauen, die Beziehungen zu Alliierten führten oder die von Häme und Misogynie geprägte Berichterstattung gegen weibliche Celebrities oder Politikerinnen: die öffentliche Demütigung dient sowohl als Unterhaltung der Massen, als auch als normatives Werkzeug, um patriarchale Herrschaft aufrecht zu erhalten.
Durch das Internet, vor allem durch soziale Medien ist die Sanktionierung von Frauen – und gendernonkonformen Menschen generell – im schlechten Sinne demokratisiert worden. Unzählige Podcaster, Youtuber, Influencer und Meme-Accounts haben aus dem Bedienen misogyner und queerfeindlicher Ressentiments ein lukratives Geschäft gemacht. Besonders populäre Methode ist, einzelne Frauen oder nichtbinäre Menschen für ihre vermeintlichen Vergehen als ein legitimes Feindbild zu markieren, an dem dann der empörte Mob seine (Trans)misogynie auslassen kann – denn die betroffene Person hat es ja scheinbar verdient. Ein besonders drastisches Beispiel ist der Fall der Schauspielerin und Aktivistin Amber Heard im Sommer 2022, die im Rahmen des Prozesses zwischen ihr und ihrem Ex-Mann Johnny Depp von einer misogynen Hasskampagne beispiellosen Ausmaß betroffen worden ist.
Es ist wenig verwunderlich, dass antifeministische Akteur:innen regelmäßig einzelne Frauen/Lesben/Femmes als Angriffsfläche zu brandmarken, um dann ihre Anhänger:innen den Rest erledigen zu lassen: Häme, Drohungen und Gewalt gegen die Betroffenen. So sollen diese aus der Öffentlichkeit gedrängt werden; gleichzeitig hat die Gewalt auch die normierende Funktion, andere kritische Stimmen ebenfalls einzuschüchtern und zum Schweigen zu bringen. Das Ziel ist eine generelle antifeministische Diskursverschiebung.
Dies ist jedoch nicht nur eine Sache explizit antifeministischer und rechtsradikaler Akteure – der Hass gegen Frauen und Queers, solange sie die ihnen zugefügte Gewalt „verdient haben“ zieht sich durch sämtliche gesellschaftlichen Milieus und macht nicht einmal vor linken Kreisen halt.
Diese Veranstaltung soll aufzeigen, inwieweit also reaktionäre Akteur:innen sich gezielt gesellschaftlich omnipräsenten Ressentiments bedienen um Feministinnen, queere Aktivistinnen und generell progressive Stimmen für ihre Sichtbarkeit zu bestrafen und aus dem öffentlichen Raum zu verbannen, und welche Rolle hierbei die spezifische Struktur sozialer Medien spielt. Denn: Wieso macht es so vielen Menschen derart Spaß, ihrer Misogynie so ungehemmt Raum zu lassen?
Die Autorin Veronika Kracher arbeitet seit 2015 zu den Themenfeldern Misogynie und Online-Radikalisierung. Im Februar 2026 erscheint ihr zweites Buch „Bitch Hunt – Warum wir es lieben, Frauen zu hassen.“
Einlass: 20 Uhr

